Das Problem mit inhaltsleeren Phrasen im Arbeitsalltag.
“No bullsh**, only progress” ist einer unserer zentralen Leitsätze bei OBERWASSER. Doch wieso steht der “Bullsh**” dem “Progress” eigentlich im Weg? Mittlerweile ist Bullsh** ein so verbreitetes Phänomen im Management-Alltag, dass auch Forschende sich dem Thema annehmen. Die Erkenntnis? Bullsh** ist nicht nur messbar, sondern verursacht auch reale Probleme.
Was ist wirklich Bullsh**?
Harry Frankfurt beschreibt Bullsh** als etwas, dem der Bezug zur Wahrheit fehlt. Das Ziel von Bullsh**er:innen? Die eigenen Interessen durchsetzen, unabhängig von der Faktenlage. Bullsh** ist also nicht nur die übermäßige Verwendung von Buzzwords und treibt eine eigene Agenda voran. Eine neuere Definition von André Spicer beschreibt Bullsh** schlicht als “leere, irreführende Behauptung”.
So ergeben sich auch vielfältige Dinge, die in die Kategorie “Bullsh**” fallen können. Klassisch und bekannt ist etwa die inflationäre Verwendung von Buzzwords, Akronymen und Fachjargon. Ein weiteres Beispiel kann auch die Behauptung sein, alles werde gut, wenn die Faktenlage etwas anderes sagt.
Das Problem mit Bullsh**.
Das wissenschaftlich nachgewiesene Problem: Mehr Bullsh** sorgt für höhere psychische Belastung und weniger Arbeitsengagement. Mitarbeitende sind also bei mehr Bulls** weniger effektiv und zufrieden. Bullsh**-Kommunikation reduziert zudem das gegenseitige Verständnis. Wenn das Gegenüber die gesendete Botschaft nicht versteht, entsteht ein offensichtliches Problem in der Kommunikation.
Wirklich problematisch wird es mit Bullsh** aber, da er auch mitunter hilfreich sein kann. Fachjargon – zum Beispiel – kann wichtig sein, indem er unter Expert:innen komplexe Zusammenhänge in einem Wort subsumiert. Auch bei der Personalauswahl ist die korrekte Verwendung von Fachjargon und Abkürzungen ein Indikator, ob die Person “die gemeinsame Sprache sprechen kann”. Bullsh** ist also immer ein Spannungsverhältnis. Eine Gratwanderung zwischen “sinnvoll für die Kommunikation” und “inhaltsleer und irreführend”.
Wo kommt es im Arbeitsalltag zu Bullsh**?
Bullsh** kann in Organisationen an jeder Ecke lauern. Führungskräfte, die unangenehmen Situationen entkommen wollen, bullsh**en genauso, wie Kolleg:innen, die kompetenter wirken wollen, als sie sind.
Möglichkeiten für Bullsh** ergeben sich daneben auch, sobald viele Schlagwörter im Spiel sind. Das kann Greenwashing und Pinkwashing betreffen, aber auch beispielsweise Management-Paradigmen, Projektmanagement-Ansätze oder Coaching-Angebote.
Die Forschung zeigt zudem, dass einige Branchen stärker vom Bullsh**-Bingo betroffen sind, als andere. Medien, Werbung und Agenturen hätten das höchste Bullsh**-Aufkommen, während Forschung und Bildung vergleichsweise eher verschont bleiben.
Was tun, um Bullsh** zu reduzieren?
Bullsh** ist problematisch - okay. Wie gelingt aber die Reduktion von inhaltsleerem Gefasel im Management-Alltag? Zum Einen kann sich ein Beispiel an Anti-Bullsh**-Best-Practices genommen werden. Hier kürt etwa die Universität Hohenheim jährlich die verständlichsten CEOs im deutschen Aktienleitindex DAX.
Zum Anderen hilft – wie so oft – die Reflexion. Sich über die verschiedenen Bullsh**-Formen bewusst werden, die in der eigenen Organisation bzw. Branche im Umlauf sind. Was ist eigentlich deren wirkliche Bedeutung? Wer in meinem Umfeld verwendet den jeweiligen Begriff vielleicht etwas zu gerne?
Auch Diversität im Team kann helfen. Je mehr unterschiedliche Hintergründe im Team vertreten sind, desto eher wird Bullsh** als solcher erkannt. Insbesondere Altersdiversität hilft hier sehr. Einem zu homogenen Team hingegen wird eher kein Spiegel für dessen Bullsh**-Praktiken vorgehalten werden.
Genug Bullsh** gehört?
Bei OBERWASSER wird “No Bullsh**” groß geschrieben. Bei uns gibt es nicht nur Best Practices und Reflexion, sondern auch ein diverses Netzwerk mit echter “No-Bullsh**”-Mentalität. Sounds good? Folge uns gerne auf LinkedIn, um weitere News und aktuelle Programmstarts nicht zu verpassen!
Quelle und Weiterführendes: Alexander Elia ist der Bullsh**-Frage in seiner Masterarbeit nachgegangen und hat Ingmar Höhmann vom Harvard Business Manager Rede und Antwort gestanden.
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